Diabetes-App „MySugr“ – Spielerisch gegen das Diabetes Monster

Typ-1-Diabetes aber keine Lust auf rechnen? Die Diabetes-App „MySugr“ übernimmt für dich das Kopfrechnen und vieles mehr. Hier erkläre ich, was die App kann, wie ich sie nutze und warum sie für mich eine super Ergänzung zum Dexcom CGM ist.

Woran erkennt man einen Diabetiker? Wenn er einen Teller mit Essen sieht, fängt er an zu rechnen. Spaß beiseite: Tatsächlich beinhaltet unsere Krankheit, egal ob Typ-1 oder Typ-2, ziemlich viel Rechenarbeit. Schließlich hängt bei jeder und jedem von uns die Menge Kohlenhydrate auf dem Teller mit der Menge Insulin zusammen, die von der Spritze in den Körper muss.

Dieses sehr passene Bild ist überall im Netz zu finden – leider kann ich so keinem Autor die Credits geben 😉

Es ist wahrscheinlich eine der wichtigsten Fertigkeiten, die wir mit Diabetes lernen müssen: Kohlenhydrate einschätzen. Aber bei der Berechnung der Insulinmenge, was hauptsächlich Kopfarbeit ist, da suche ich mir doch gerne Unterstützung. Und wie immer im 21. Jahrhundert gibt es dafür eine App: „MySugr“ ist eine Diabetes-App, die dir dabei helfen kann, deinen Blutzucker im Blick zu behalten, deinen Bolus richtig zu berechnen und vieles mehr. Hier erkläre ich, wie die praktische App mich persönlich im Alltag unterstützt.

Was macht die MySugr-Diabetes-App?

Mir wurde diese Diabetes-App schon im Krankenhaus bei meiner Erstdiagnose mit Typ-1 Diabetes empfohlen. Ganz grundsätzlich ist die Hauptfunktion von der MySugr-App, dass sie mit einem Blutzuckermessgerät gekoppelt werden kann. So wird jedes Mal, wenn du blutig misst, dein Messwert automatisch per Bluetooth an die App übermittelt. Bevor ich ein CGM (CGM = „kontinuierliches Glucose-Messgerät“) hatte, habe ich das gerne genutzt, um so eine Kurve meiner Messwerte zu erhalten. Die Werte lassen sich aber auch manuell eintragen.

Die großen Vorteile der Diabetes-App liegen aber in den Funktionen, die über das reine Erfassen hinausgehen: Zu dem Blutzuckerwert, lassen sich nämlich allerlei andere Daten eintragen:

  • Zahl der gegessenen Kohlenhydrate
  • Insulin zum Essen
  • Insulin als Korrektur
  • Insulin Langzeit
  • Aktivitäten
  • Zahlreiche zusätzliche Informationen, wie Art der Mahlzeit, Nadelwecksel, oder auch der Gemütszustand
Ein Screenshot von der Diabetes-App "MySugr", es sind Felder zu sehen: Uhrzeit, Fotos, Blutzucker, Kohlenhydrate, Bolusrechner, Insulin (Essen), Insulin (Korrektur), Insulin lang wirkend, Aktivität
Die verschiedenen Daten, die du zusätzlich zu einem Blutzucker-Wert in die Diabetes-App eintragen kannst

Die beste Funktion ist aber meiner Meinung nach der Bolusrechner. Der funktioniert so: In der Diabetes-App stellst du die wichtigen Faktoren wie deinen Kohlenhydratfaktor, deinen Blutzuckerzielwert und die Wirkdauer deines Insulins ein. Den Kohlenhydratfaktor, der besagt, wie viel Insulin du pro Kohlenhydrateinheit (KE) oder Broteinheit spritzt, lässt sich auch je nach Uhrzeit unterschiedlich hinterlegen. Ich persönlich benötige beispielsweise morgens weniger Insulin pro KE als Abends.

Die erste Einstellung meiner Faktoren habe ich gemeinsam mit einer Diabetologin bei meiner Erstdiagnose gemacht. Seitdem stelle ich sie nach Bedarf und Erfahrung selbst ein.

Wenn du nun also vor deinem Teller Nudeln mit 70 Gramm Kohlenhydraten oder eben sieben KE sitzt, trägst du diesen Wert in die MySugr-App ein und ergänzt deinen aktuellen Blutzuckerwert. Der Bolusrechner rechnet dir dann entsprechend dieser Daten aus, wie viel Insulin du spritzen solltest. Dabei bezieht der Rechner sogar ein, wie viel Insulin du gerade noch im Kreislauf hast, wenn du zum Beispiel eine Stunde zuvor einen Korrekturbolus gespritzt hast. Praktisch oder?

Wofür nutze ich die Diabetes-App MySugr?

Seitdem ich ein CGM von Dexcom habe, nutze ich nur noch selten mein Blutzuckermessgerät. Die MySugr-App verwende ich aber weiterhin, auch wenn ich nicht blutig messe. Den Blutzuckerwert übertrage ich manuell von meinem Dexcom, wenn ich etwas esse. Durch den Bolusrechner erspare ich mir dann aber das Kopfrechnen, denn der Bolusrechner gibt mir genau an, wie viel Insulin ich in dem Moment, für die angegebene Menge KE brauche. Gleichzeitig habe ich eine hervorragende Übersicht, wann und wie viel Insulin ich über den Tag Insulin gespritzt habe und wie lange mein letzter Bolus her ist.

Die vielen anderen Funktionen der App nutze ich selten bis gar nicht. Ab und an mache ich mir bei bestimmten Mahlzeiten eine Notiz. Denn über die Suchfunktion der Diabetes-App kannst du Einträge wiederfinden. So schaue ich gerne noch mal nach, wie viel KE der Burrito hat, den ich mir regelmäßig in der Mittagspause bei der Arbeit hole, oder wie viel KE ich für ein Gericht mit einer Packung Gnocchi berechne.

Außerdem: Mit der MySugr-Diabetes-App das Diabetes Monster bezwingen

Die MySugr-App hat noch ein weiteres Feature: Für jeden Eintrag erhältst du Punkte im Kampf gegen das Diabetes Monster. Ab einer bestimmten Punktzahl gilt das Monster als bezwungen. Wöchentlich erhältst du dazu eine Auswertung, wie viele Tage die Woche du stärker warst als das Diabetes Monster. Das Monster ist übrigens in der Diabetes-App als kleines grünes Etwas animiert, was auch mal rot anläuft, wenn du eine Hyperglykämie einträgst, oder zu Staub zerfällt, wenn dein Wert im grünen Bereich ist.  Das ist ein witziges, spielerisches Element, was sicherlich auch jüngere Diabetiker:innen dazu motiviert, am Ball zu bleiben und mehr Daten einzutragen.

Ein Screenshot in der Diabetes-App "MySugr", in der Mitte ist eine bildliche Darstellung von dem Diabetes Monster umgeben von verschiedenen Daten
Das kleine grüne Diabetes Monster in der Mitte gibt Feedback zu deinem Blutzucker

Was mir in der MySugr-Diabetes-App noch fehlt:

Eine Sache, die ich persönlich schade finde, ist, dass ich die App nicht mit dem Dexcom koppeln und direkt Werte importieren kann. Bei anderen CGMs ist dies wohl möglich (habe ich aber noch nicht ausprobiert). Außerdem fände ich es super, wenn es eine „Siri“-Funktion gebe, mit der ich der App zurufen könnte, wo mein Blutzucker ist, und wie viele KE ich gleich esse, und es mir direkt ansagt, wie viel Insulin mir die App empfiehlt. Aber das ist Jammern auf hohem Niveau.

Fazit: Ein praktischer Rechner mit coolen Zusatzfunktionen

Auch, wenn ich persönlich fast nur den Bolusrechner nutze, ist die MySugr-Diabetes-App allen Diabetiker:innen zu empfehlen. Selbst, wenn du nur einen Bruchteil der Funktionen nutzt, ist die App ein tolles Tool, um das Leben mit Diabetes einfacher zu gestalten. Ich weiß nicht, wie es dir geht, aber ich war nie so besonders gut im Kopfrechnen. Das mir das mit der MySugr-App abgenommen wird, ist für mich schon ein Vorteil, den ich nicht missen will. Die zusätzlichen Funktionen von den gespeicherten Mahlzeiten, bis zum täglichen Kampf gegen das niedliche Diabetes-Monster machen die App zu einem super Smartphone-Gadget für Diabetiker:innen.

Was ist mit dir? Hast du Lust die Diabetes-App auszuprobieren, oder nutzt du sie schon? Schreib es mir gerne in die Kommentare oder bei Instagram!

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