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Dexcom oder Freestyle Libre: ein Test in 5 Kategorien

Die kontinuierliche Glukosemessung  ist ein riesiger Vorteil – egal mit welchem System. Kein lästiges in-die-Finger-stechen mehr und eine hübsche Kurve zeigt den genauen Verlauf des Blutzuckers. Dennoch müssen sich Diabetiker:innen irgendwann entscheiden, welches System es sein soll: Dexcom oder Freestyle Libre? Ich habe den Dexcom G6 und den Freestyle Libre 2 getestet und beide CGMs haben Vor- und Nachteile. Hier findest du meine persönliche Einschätzung und meine Gründe für meine Entscheidung für eines der Systeme.

Update 22.11.2021: Inzwischen gibt es den Freestyle Libre 3 mit vielen neuen Funktionen. Ich habe hier nur den Freestyle Libre 2 getestet

Warum Dexcom oder Freestyle Libre?

Es gibt durchaus mehr CGMs als den Dexcom G6 und den Freestyle Libre. Wenn ich mich aber  in meiner Instagram Blase umschaue, sind es die beiden verbreitetsten Modelle.  Mein Grund warum ich ausgerechnet diese beiden Systeme hier vorstelle: Ich hatte einfach die Möglichkeit sie zu testen. Beide Hersteller stellen ihre Geräte gratis für einen Testzeitraum zur Verfügung. Wenn du das noch nicht gehört hast, frag gerne bei deiner Diabetelogin oder deinem Diabetologen nach. Sie haben mit Sicherheit einen Flyer für dich. Bedingung für den Test ist lediglich, dass du am Ende des Zeitraums einen Fragebogen ausfüllst. Guter Deal oder?

Tatsächlich würde ich auch empfehlen, beide Systeme zu testen. So kannst du dir ein eigenes Bild machen, ob dir Dexcom oder Freestyle Libre besser zu dir passt.

Was ist ein CGM?

Um noch einmal das Grundsätzliche vorab zu klären: Ein CGM (engl. Continuous Glucose Monitoring, kontinuierliche Glucose Überwachung) misst dauerhaft den Zucker in der Gewebeflüssigkeit über eine feine Nadel in der Haut. Ein Sensor der mit einem Pflaster auf der Haut klebt erfasst die Werte und schickt diese direkt an einen Empfänger (Dexcom) oder gibt die Daten weiter, wenn ein Empfänger in die Nähe gehalten wird (FreeStyle Libre).

Dabei ist es wichtig zu wissen, dass egal mit welchem System der Blutzuckerwert etwas verzögert bei dem System ankommt, als wenn man direkt mit einem Blutzuckermessgerät misst. Das liegt einfach daran, dass das CGM nicht direkt im Blut misst, sondern in der Gewebeflüssigkeit. Der Unterschied liegt bei mir persönlich zwischen 10 und 20 Minuten Verzögerung.

Der Test: Freestyle oder Dexcom

Dexcom oder Freestyle zum Vergleich auf dem Balkon
Beide Systeme in der Gegenüberstellung 😉

Ich bewerte die beiden CGMs anhand von ein paar Kriterien: Tragedauer, Komfort, Usability und Aussehen. Ganz offensichtlich sind dies keine rein objektiven Kriterien, sondern meine persönliche Einschätzung.

  • Tragedauer

Das ist im Prinzip schnell gesagt: Einen Dexcom G6 Sensor muss man alle 10 Tage wechseln; beim FreeStyle Libre 2 ist es alle 14 Tage. Ist das ein großer Unterschied? Ich finde nicht. Zwar muss ich mich seltener darum kümmern, den Sensor zu wechseln, aber nach nun fünf Monaten mit einem CGM kann ich sagen: Das Wechseln wird irgendwann zur Routine.

  • Tragekomfort

Unter dieser Kategorie fallen für mich mehrere Punkte: Ein komfortables CGM zeichnet für mich aus, dass es gut sitzt und mich nicht stört. Beim Sitz und in der Handhabung beim Einsetzen in die Haut, nehmen sich die beiden Systeme nichts: Beide werden über einen Applikator (eine Art Plastikwerkzeug) auf die Haut aufgesetzt. Dann knallt es einmal kurz und der Sensor sitzt in der Haut. Beide Systeme können an unterschiedlichen Stellen am Körper angebracht werden. Manche Blogger machen da interessante Experimente. Beim Dexcom G6 sind die Arme und der Bauch bei Erwachsenen offiziell zur Anwendung freigegeben. Der Libre 2 kann meines Wissens auch an anderen Stellen eingesetzt werden.

  • Handhabung im Alltag und Alarme

Bei der einfachen Handhabung sehe ich die wirklich kontinuierliche Glucosemessung vom Dexcom G6 klar im Vorteil. Der Sensor funkt kontinuierlich via Bluetooth die Daten an den Empfänger oder das Smartphone. Es lassen sich Alarme einstellen, falls der Blutzuckerwert zu hoch oder zu niedrig ist, oder besonders schnell steigt oder fällt.  Sogar ein Babyschreien kann als Alarm eingestellt werden, für die mit einem besonders tiefen Schlaf gesegneten Menschen.

Der Freestyle Libre 2 ist zwar auch mit dem Empfänger oder Smartphone verbunden, aber die Daten müssen immer „abgeholt“ werden. Das heißt das Smartphone oder der Empfänger muss an den Sensor gehalten werden. Mir ging diese Geste schon nach wenigen Tagen auf den Keks. Während ich beim Dexcom G6 meine Werte sogar bequem auf der Apple Watch anzeigen lassen kann, musste ich, um beim Sport Werte zur Verfügung zu haben, mein Smartphone aus einer Tasche fummeln und an den Arm halten.

Auch erklingen zwar Alarme bei einem zu niedrigen Blutzuckerwert, jedoch muss ich trotzdem einen Empfänger an den Sensor halten, um einen Wert zu bekommen. Für mich jedes Mal eine unnötige Bewegung, gerade wenn ich kurz vorher im Tiefschlaf war.

  • Usability (am Smartphone)

Das ist vielleicht Geschmackssache, aber für mich wirkte das Interface vom Freestyle Libre 2 einfach veraltet. Die Grafiken waren nicht schön, die Nutzerführung wenig intuitiv. Dazu muss ich sagen, dass ich den Freestyle Libre 2 nur für zwei Wochen getestet habe. Vielleicht wäre mir die Handhabung der App mit der Zeit einfacher gefallen. Auch habe ich nie getestet alles in einer App zu erfassen, wie es die Abbott wohl in seiner App laut anderen Erfahrungsberichten gut gelingt.

Ich persönlich sammle meine Insulineinheiten und gegessenen Kohlehydrateinheiten in der MySugr-App. In der Dexcom-App sehe ich angenehm dargestellt meinen Blutzucker-Verlauf. Auswertungen in schönen Grafiken, auch für meine Diabetologin, bekomme ich aus der Dexcom-Clarity-App. Mich stört es nicht, all dies in verschiedenen Apps zu haben. Aber ich kann verstehen, wenn jemand alles an einem Ort haben möchte.

  • Aussehen

Ich gebe es freimütig zu: Der Dexcom G6 ist einfach nicht so sexy wie der Freestyle Libre 2. Während der Freestyle-Sensor ein flacher runder Knopf am Arm ist, ist der Dexcom ein komisch ovaler Sensor mit Pflaster drumherum. Da kann ich jeden und jede verstehen, der oder die sagt, nee das ist mir nicht ästhetisch genug. Auch ich war kurz davor. Aber am Ende waren die anderen Argumente für mich entscheidender. Was mich zu meinem Fazit bringt.

Noch einmal für den Überblick die Vor- und Nachteile:

Dexcom G6:

+ Guter Tragekomfort
+ Einfache Anbringung
+ Gute Handhabung im Alltag
+ Kompatibel mit Smartwatch
+ „echte“ kontinuierliche Daten
+ Gute Usability

– Kürzere Tragedauer
– unschönes Aussehen

Freestyle Libre 2

+ Guter Tragekomfort
+ Einfache Anbringung
+ Alles in einer App
+ Dezenter Sensor

– „Abholen“ der Daten am Sensor
– nicht kompatibel mit Smartwatches
– Grafisch wenig moderne App

Fazit: Dexcom oder Freestyle Libre – Meine Entscheidung

In einem Urlaub habe ich beide Systeme auf Herz und Nieren getestet. Mit dem Dexcom bin ich verschwitzt Berge hochgewandert. Mit dem Freestyle Libre bin ich bei gefühlten 200 Prozent Luftfeuchtigkeit und 30 Grad im Schatten durch den Spreewald gerudert. Beide Systeme haben ihren Zweck erfüllt und sind für den Alltag und den Sport absolut brauchbar.

Am Ende habe ich mich dennoch für den Dexcom G6  entschieden, und zwar aus folgenden Gründen:

  1. Werte sind auf dem Handy immer verfügbar, ohne erst den Sensor berühren zu müssen
  2. Es lässt sich bequem eine Smartwatch koppeln (bestes Feature fürs Joggen)
  3. Die App sieht schöner und die Nutzerführung kommt mir persönlich entgegen

Auch wenn ich nach wie vor finde, dass der FreeStyle Libre 2 deutlich schöner anzuschauen ist, bin ich doch heute trotzdem sehr zufrieden mit meinem Dexcom G6. Immerhin sitzt auch dieser dezent am Oberarm. Am Bauch finde ich ihn dann doch ziemlich unästhetisch. Aber ansonsten hat für mich nichts für den FreeStyle Libre gesprochen.

Natürlich ist das eine subjektive Entscheidung. Für manche ist der Look wichtiger. Vielleicht ist es für den ein oder anderen Datenjunkie auch besser, wenn er nicht seine Werte immer auf der Uhr hat. Für mich ist es genau richtig so, aber meine Empfehlung bleibt: Probiere beides aus, und bilde dir deine eigene Meinung!

Dieser Beitrag hat 3 Kommentare

  1. Bernd

    Was kosten die Systeme? Ich bin kein Diabetiker aber ich prüfe hin und wieder meine BZ-Werte manuell mit einem Accu-Check BZ-Gerät. Mit so einem System könnte ich das 3-4 x jährlich tun und hätte für 2 Wochen einen Verlauf, der mir zeigt, wo ich stehe. Wenn ich mir 50 Teststreifen kaufe, habe ich auch fast 30 Euro ausgegeben.

    1. TypeOneHenk

      Hallo Bernd, die Systeme sind verschreibungspflichtig so weit ich weiß. Es gibt aber andere Anbieter, die ähnliche Systeme anbieten.

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