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5 Tipps für Typ-1-Diabetes und Familienfeiern

Diabetes und Familienfeiern sind für mich immer noch der Endgegner. Bei den traditionell essensreichen Tagen spielt mein Blutzucker grundsätzlich verrückt. Inzwischen habe ich ein paar Möglichkeiten gefunden, die Feiern zu genießen und trotzdem eine ordentliche „Time in Range“ zu haben.

Für uns Diabetiker:innen sind Abweichungen von unseren Routinen immer anstrengend. Familienfeiern oder Feiern generell sind natürlich alles andere als Alltag. Es gibt den ganzen Tag Essen. Gerade an Weihnachten, Ostern oder Grillfesten bewegt man sich eigentlich nur von einer Mahlzeit zur nächsten. Und zwischendurch gibt es Kuchen. So ist es bei mir zumindest – und ich würde davon ausgehen, dass es in Millionen deutscher Haushalte genauso aussieht. Natürlich könnte ich mein eigenes Essen auch abwiegen, eintuppern und auf das Festessen sowie auch auf Mutterns Apfelkuchen verzichten. Aber das ist nicht mein Umgang mit Diabetes.

Ich passe mein Leben nicht Diabetes an, sondern Diabetes meinem Leben. Sonst könnte ich ja auch nur noch in meinen sicheren Routinen abhängen, keine sportlichen Herausforderung mehr angehen und als unglücklicher, trauriger Klopps ein tristes Leben führen – wenn auch mit einer augenscheinlich vorbildlichen Time in Range. Nein, so will ich mein Leben nicht leben. Also finde ich lieber Möglichkeiten mein Diabetes in allen Lebenslagen so halbwegs im Griff zu haben. Na klar gehören da auch Ausrutscher dazu, Hypos und Hypers, aber das ist es dann manchmal auch einfach wert.

Diabetes und Familienfeiern sind aus drei Gründen besonders schwierig:

  1. Das Essen selbst: Auf Familienfeiern weiß ich nicht, was es zu essen gibt und mit wie viel Liebe zu Kohlenhydraten es gekocht wurde. Ist da Zucker in der Tomatensoße? Wie viel Gramm Nudeln sind in der Portion? Wie viel Nachtisch gibt es und ist der Pudding so süß wie er aussieht? Das alles sind Fragen, die dazu führen, dass ich meinen Bolus nur über den Daumen peilen kann.
  2. Die Essensfrequenz: Ich weiß nicht wie Feiern bei euch ablaufen, aber bei meiner Familie gibt es einfach so oft wie es eben geht etwas zu essen. Zur Begrüßung ein Sektchen, gefolgt von einem Mittagessen. Dann ist man natürlich satt und müde und hat irgendwann Lust auf einen Kaffee – zu dem es selbstverständlich auch Kuchen geben muss. Hat man dann gerade verdaut, folgt auch schon auf dem Fuße das Abendessen. Es soll ja niemand verhungern. Für die Insulindosierung ist das ein ständiges Auf und Ab. Boluswirkzeiten überschneiden sich. und wenn man sich einmal verschätzt, wird es beim nächsten Essen nicht einfacher.
  3. Der Mangel an Bewegung: Wenn man so viel isst, bleibt nicht viel Zeit für Bewegung. Vielleicht gibt es noch einen kleinen Verdauungsspaziergang. Aber die meiste Zeit sitze ich mit wunderbaren Menschen zusammen und bewege maximal meinen Mund beim Erzählen, das Zwerchfell beim Lachen und den Arm, um ein Getränk anzuheben. Da man sich ja nun also nur so von Tisch zu Tisch bewegt, hilft das nicht gerade den steigenden Zucker wieder in normale Bahnen zu lenken.

Diese drei Dinge machen das Diabetesmanagement bei Feiern wirklich herausfordernd. Stand jetzt neige ich eher dazu darum zu kämpfen, einen zu hohen Blutzucker wieder einzufangen. Die genannten Gründe sorgen ja auch eher für Hypers (Hyperglykämie = Überzucker, kurz Hyper) – anders als zum Beispiel beim Sport, beim dem eher eine Hypo (Hypoglykämie = Unterzucker, kurz Hypo) droht.

Hypers sind erstmal ja auch nicht so schlimm, zumindest kurzfristig. Ich falle zumindest nicht in Ohnmacht. Trotzdem werde ich manchmal etwas launisch, bekomme Durst, und neige auch zu Kopfschmerzen. Und auf lange Sicht sind Hypers natürlich auch gesundheitlich keine dolle Sache, aber darum geht’s hier ja nicht. Also: Was kann man bei Feiern tun, um seinen Blutzucker trotzdem im Griff zu behalten?

5 Tipps für Diabetesmanagement bei Familienfeiern

  1. Basalrate anpassen: Normalerweise treibe ich fast jeden Tag Sport oder ich habe zumindest so viel Bewegung im Alltag wie möglich. Ich gehe zu Fuß einkaufen, fahre mit dem Rad zur Arbeit, oder gehe Treppen in den Keller, um den Müll runterzubringen. Bei Familienfeiern sitze ich rum. Das hat natürlich Auswirkungen auf die Basalrate. Wenn ich weiß, dass der Tag nur aus Rumsitzen besteht, dann schraube ich mein Basal-Insulin um ein paar Prozent hoch. Das musst du natürlich ausprobieren, was für dich funktioniert. Aber Familienfeiern gibt es ja öfters.
  2. Kohlenhydrate eher höher kalkulieren: Meinen Kohlenhydrat-Faktor kenne ich eigentlich ganz gut. Aber inzwischen habe ich festgestellt: Wenn ich mich nach dem Essen gar nicht bewege, dann brauche ich auch einfach ein bisschen mehr Bolus-Insulin. Aber auch von dem Faktor abgesehen: Wenn ich nicht selber Koche, gehe ich einfach davon aus, dass ein bisschen mehr Kohlenhydrate und ein paar mehr Fett im Essen sind. Deshalb schmeckt es ja auch so gut. Also versuche ich ein bisschen mehr Kohlenhydrate zu kalkulieren und eher eine Hypo in Kauf zu nehmen. Es gibt ja genügen Essen in greifbarer Nähe, um den Unterzucker wieder abzuwenden 😉
  3. Bewegung währenddessen: Tatsächlich hilft es natürlich, nicht die ganze Zeit herumzuliegen. Selbst ein kleiner Spaziergang kann Wunder bewirken, um einen steigenden Blutzucker wieder einzufangen. Auch eine Runde Tischtennis oder Federball nach dem Grillen bringt den Zucker in ordentliche Bahnen. Kurzum: Bewegung hilft. Übrigens auch allen Menschen ohne Diabetes.
  4. Bewegung davor: Jede und jeder Diabetiker:in ist anders – für mich gehört Sport zum Leben dazu. Wenn ich es mir also einrichten kann, versuche ich mich, bevor die Feier richtig losgeht, noch einmal zu bewegen. Das kann eine kleine Laufrunde sein, ein Krafttraining ohne Gewichte oder aber wieder ein Spaziergang. Inzwischen weiß ich, dass mir das langfristig hilft meinen Blutzucker im Griff zu haben. Wenn die Muskeln am Tag schon einmal etwas zu tun hatten, dann läuft auch das Diabetes-Management etwas einfacher.
  5. Einfach trotzdem Spaß haben: Selbst wenn ich die Punkte eins bis vier perfekt berücksichtige, läuft nie alles rund. Manchmal spielt der Zucker trotzdem verrückt. Ich hatte schon Feiereien, bei denen mein Blutzucker konstant über 180 mg/dl lag (nicht gut), und ich ihn einfach nicht wieder in den grünen Bereich bekommen konnte. An solchen Tagen, lasse ich das Management dann auch einfach mal schleifen. Auch Diabetiker:innen müssen nicht perfekt sein, und eine Familienfeier ist auch mit einem kurzzeitig zu hohen Blutzucker einfach ein Teil von Lebensqualität. Am nächsten Tag kann ich dann ja wieder mehr auf meinen Diabetes achten.

Wer die Einflussfaktoren kennt kommt auch mit Diabetes bei Familienfeiern (besser) klar

Insgesamt sind und bleiben Familienfeiern und Diabetes eine komplizierte Angelegenheit. Es gibt einen ganzen Batzen Einflussfaktoren, die das Diabetes-Management schwieriger machen. Andererseits gibt es fast ebenso viele Möglichkeiten, den Blutzucker zumindest positiv zu beeinflussen. Am Ende sind auch Feiern eine Möglichkeit mit dem Diabetes zu experimentieren. Ähnlich wie beim Laufen, Arbeiten, Wandern, bei unterschiedlichem Essen und anderen komplizierten Situationen geht es am Ende darum: Erfahrung machen, sich im Kopf ein paar Notizen machen, beim nächsten Mal (vielleicht) etwas verbessern.

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