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4 Diabetes Symptome, die ich als erstes bemerkt habe – Werde ich blind?

Eines Tages hat sich meine Bauchspeicheldrüse gegen mich verschworen. Nur gemerkt habe ich es nicht gleich. Tatsächlich musste ich erst eine ganze Reihe von Symptomen bekommen, bis ich mir eingestanden habe: Ja verflucht, es ist Diabetes. Hier also meine Top 4 meiner ersten Symptome, die dann kein Zweifel an Typ-1-Diabetes gelassen haben.

Wir Menschen sind große Künstler im Verdrängen. Ich auf jeden Fall. Wenn ich nicht wahrhaben will, was nicht sein darf, dann kann ich das wunderbar ignorieren. Es ist ein bisschen wie wenn man einen nassen Fleck an der Decke bemerk. Könnte das Dach tatsächlich undicht sein? Nein, es ist bestimmt nur eine optische Täuschung. Das sieht schon immer so aus. Das geht bestimmt wieder weg. Die Ausreden sind unendlich. Bis der Fleck zwei Quadratmeter groß ist, stinkt und „Füttere mich!“ ruft. So ging es mir auch mit meinem Diabetes.

Am Anfang habe ich kleine Symptome ignoriert. Dann habe ich sie wegargumentiert. Naja ich bin halt immer müde. Ich musste ja schon immer oft für kleine Jungs. Irgendwann war dann der Scheitelpunkt überschritten, meine Bauchspeicheldrüse zeigte mir den Stinkefinger und schickte meinen Körper bergab und schließlich ins Krankenhaus.

Wie hat es also angefangen?

1. Gewichtsverlust – bis auf die Knochen

„Mama, ich wollte dich nur vorwarnen, nicht, dass du dich erschrickst“, sage ich meiner Mutter bevor ich nach Hause fahren will. Ich bin schon sehr lange ein sehr schlanker Mensch. Nach der Schule habe ich durch den Verzicht auf Mamas liebevolle Küche, den Unistress und neue Ernährungsexperimente deutlich an Gewicht verloren, aber es pendelte sich als neues Normal ein. Mein Marathontraining  lies mich natürlich auch nicht gerade Speck ansetzen. Doch als ich schließlich meine Mutter anrufe, hat mein Gewicht einen absoluten Tiefpunkt erreicht.  Sie glaubt ja eh immer, dass der Junge zu wenig isst.

Ich sehe aus wie ein unterernährtes Hähnchen mit Muskelwachstumsstörung. Jeder Rippenbogen ist sichtbar, die Wangen eingefallen, und meine Oberarme kann ich mit der Hand umfassen. Heute weiß ich, dass mein Körper zu diesem Zeitpunkt keinen Zucker mehr aufnimmt, und deshalb einen Haufen Kalorien gemeinsam mit literweise Wasser einfach aus dem System spült. Natürlich denk ich, es läge an mir. Also tue ich, was jeder datenverliebte Millenial getan hätte:  ich hole mir eine App zum Kalorien tracken.

Das Ergebnis: Kurz vorm Totalabsturz habe ich bis zu 3.000 Kalorien am Tag gegessen, Krafttraining gemacht und extra aufgehört zu laufen. Und trotzdem habe ich fünf Kilogramm Gewicht verloren

2. Sehkraftverlust – werde ich jetzt blind?

„Verdammt die haben mir meine Brille falsch eingestellt“, denke ich als ich auf dem Fahrrad sitze und keine Straßenschilder mehr lesen kann. Tatsächlich habe ich mir gerade eine neue Brille machen lassen – ein willkommener Sündenbock für die voranschreitende Blindheit. Doch irgendwann werde ich doch panisch: Vorm Spiegel stehend halte ich mir abwechselnd die Augen zu. Erst Links. Dann Rechts. Wieder Links. Es wird nicht besser. Ich kann mein Gesicht nicht mehr erkennen. Aus einem Meter Entfernung.

Tatsächlich ist es genau dieser Sehkraftverlust, der das finale Indiz für meine Mutter ist: „Kannst du noch gucken?“, fragt sie mich, als ich von meinem Gewichtsverlust erzähle. „Nee, nicht mehr so“, antworte ich. „Dann geh jetzt sofort zur Apotheke und hol dir einen Diabetes-Urin-Test!“, sagt sie mir und bei mir setzt das Bewusstsein ein, dass mit mir doch grundlegend etwas nicht stimmen könnte. Abends im Bett schaue ich von meinem Buch auf, hinüber zu meiner Frau, die gerade das Zimmer betritt. Ich kann sie nicht erkennen. Ok, fuck ich muss etwas tun.

3. Wasserlassen – wie ein Rennpferd

Solange ich mich erinnern kann, hatte ich nicht die Blase eines professionellen Bratsche-Spielers im Orchestergraben. Ein Dreistundenkonzert konzentriert aufhalten zu können halte ich nach wie vor für eine respektable Leistung. Ich bin eher der Typ, der vor einer langen Autofahrt noch drei Mal auf Toilette geht und dann trotzdem nach einer Dreiviertelstunde auf den nächsten Rastplatz fahren muss. Klassische Konfirmandenblase. Aber was jetzt passiert, ist auch mir neu.

Wie ein älterer Herr aus der Granufink Forte Werbung renne ich alle zehn Minuten auf Toilette. Auch nachts. Alle. Zehn. Minuten. Gleichzeitig habe ich unbändigen Durst. Mein Gott so gut hat Leitungswasser in meinem Leben noch nicht geschmeckt! Ich fühle mich wie ein Verdurstender in der Wüste und der Wasserhahn ist die erlösend Oase. Ich schlafe zwar immer wieder ein, aber ich fühle mich am nächsten Morgen wie vom Laster überfahren.

4. Müdigkeit – die absolute Lethargie

Kennst du das Gefühl, wenn du krank bist, und jede Bewegung sich anfühlt wie mit Gegenwind, Bergauf, durch einen Swimmingpool voll Wackelpudding, in Nebel bei einsetzender Dunkelheit? So fühle ich mich. Ich liege auf dem Sofa herum, und kann mich auf nichts konzentrieren, was mehr als eine Gehirnzelle Aufmerksamkeit verlangt. Beim Radfahren, muss ich zwischendurch stehenbleiben, weil mir die Beine wehtun. Während Gesprächen vergesse ich, was gesagt wird.

Als ich also doch beim Arzt sitze mit katastrophalen Blutwerten, fragt mich die Assistenz aufrichtig besorgt: „So ich hole ihnen jetzt ein Taxi. Fühlen Sie sich dazu in der Lage, Taxi zu fahren?“ Ich, der sich bis zu diesem Zeitpunkt sich nicht seine eigene Schwäche eingestehen will, antworte: „Klar, ich bin schließlich mit dem Fahrrad hier.“

Noch bis zum letzten Zeitpunkt, habe ich gegen die Müdigkeit und die Schwäche angekämpft. Ich will immer Leistung bringen, auch wenn mein Körper mal aussetzt. Also einfach aufs Rad und mit schweren Typ-1-Diabetes-Symptomen zur Diabetologin. Was kann da schon passieren?

Fazit: Habe ich Diabetes? Geh, lass dich untersuchen!

So hat es bei mir mit dem Diabetes angefangen. Tatsächlich, habe ich später festgestellt, dass es noch ein paar andere klare Anzeichen gab. Mein Körper hat mir schon früher deutlich mit dem Zaunpfahl vor der Nase gewedelt. Aber nun: Es kann nicht sein, was nicht sein darf. Verdrängung und Nichtwahrhabenwollen sind starke psychologische Mechanismen.

Natürlich können die Symptome für Diabetes ganz unterschiedlich verlaufen. Bei mir waren diese vier Symptome schließlich ausschlaggebend dafür, dass ich zu meiner Hausärztin, zur Diabetologin und dann unverzüglich, ohne über Los zu gehen und ohne 2000 Euro einzuziehen direkt ins Krankenhaus bin.  Das muss nicht sein. Wenn du dich fragst, ob dein Körper dir vielleicht signalisieren will, dass deine Bauchspeicheldrüse den Betrieb eingestellt hat, nimm es ernst. Ich hätte es vielleicht früher so handhaben sollen. Aber hinterher ist man immer schlauer. Es hätte mich natürlich auch noch schlimmer treffen können. Ein kompletter Zusammenbruch ist mir erspart geblieben, auch meine Organe sind noch verschont geblieben. Dennoch hätte ich durchaus früher auf meinen Körper hören können.

Hier also noch einmal der Vollständigkeit halber alle Symptome die laut der Deutschen Diabeteshilfe auf Typ-1-Diabetes hindeuten:

Symptome für Typ-1-Diabetes:

  • Häufiges Wasserlassen
  • Gewichtsverlust
  • Schwächegefühl
  • Leistungsminderung
  • Müdigkeit
  • Schwindel

Wenn du  gerade überlegst, ob das auf dich zutrifft: Geh zum Arzt! Wirklich. Es ist nicht schlimm. Und es kann dich vor Schlimmerem bewahren.

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